Dienstag, 2. November 2010

Pelz an Pelzlein, frisch und eifrig, nimmermüd gestoßen...

Frölich, zärtlich, lieplich und klärlich
(Oswald von Wolkenstein)

I

Frölich, zärtlich, lieplich und klärlich,
lustlich, stille, leise,
in senfter, süesser, keucher, seiner weise
wach, du minnikliches, schönes weip!
reckt, streck, preis dein zarten, stolzen leip!
taugenlich nim war,
wie sich verschart der sterne gart
in der schönen, haitren, calren sunnen glanz!
Wol auf zu dem tanz!
machen einen schönen kranz
von schaunen, praunen, plauen, grauen,
gel, rot, weiss, viol plüemblin spranz!


II

Lünzlicht, münzlicht, klünzlocht und zisplocht,
wisploch, freuntlich sprachen
aus waidelichen, gueten, rainen sachen
sol dein pöschelochter roter mund,
der ser mein herz tieflich hat erzunt
Und mich fürwar tausend mal erweckt,
freuntlichen erschreckt
aus slaffes traum, so ich ergaum
ain so wol gezierte, rote, enge spalt,
Lächerlich gesalt,
trielisch, mielisch, vösloht, röslocht
hel zu fleiss waidelich gemalt.


III

Wolt sie, solt si, tät si und käm sie,
näm sie meinem herzen
den seniklichen, grossen, herten smerzen,
und ein brüstlein weiss darauf gesmuckt,
secht, slect wer mein trauren da verruckt.
Wie möcht ain zart seuberliche dirn
tröstlicher gezirn
das herze mein an allen pein
mit so wunniklichem, lieben, rainen lust?
Mund mündlein gekusst,
zung an zünglein, brüstlein an brust,
bauch an beuchlein, rauch an reuchlin
snell zu fleiss allzeit frisch getusst.

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