Ein weiteres Schmankerl aus dem Obszönitäten-Oeuvre des Oswald von Wolkenstein.
Um einem größeren Publikum diesen Genuss zu ermöglichen und einen Diskurs darüber anzuregen, handelt es sich dieses Mal um eine Übersetzung ins Neuhochdeutsche. Dabei wurden sowohl Formulierungen der Reclam-Ausgabe übernommen, als auch ein eigene Übersetzungsvorschläge dargebracht.
Stand auff, maredel!
Steh auf, Magd! Liebe Gredel, zieh die Rüben raus!
Heiz ein! Setz Fleisch und Kraut auf! Sei klug und beeile dich!
Geht, ihr faule Tasche! Wascht die Schüssel!
Wer bettet sich mit der Magd verflochten, der Knecht Künzel?
Raus aus dem Haus, ihr enttarnter Dieb!
Herrin, das mag ich nicht, der Tag ist noch fern!
Wie soll ich genug Schlafe finden?
Hei, lasst euch Zeit,
Wir haben hier auch ein Beil! (oder: Wir holzen hier doch auch; hier = im Bett)
Ich bleibe hier, verweile ohne Hast,
mein trauter Künzel-Sünzel
ist mir wahrlich lieb.
Gred, lauf in den Stadel, such die Nadel, nimm den Rechen mit!
Gabel, Dreschflegel, Knüppel und Sichel findest du dort.
Jens und Kathrein nimm mit dir, allein der Künz bleibt bei mir!
Schweig, du schlechte Haut, und mach kein Geschrei!
Deine Schande wird sich ausbreiten, um deine Ehre wird es sicher eng!
Wer kommt denn sonst, der mir meinen Kummer vertreibt,
so schön, so sauber, so heimlich?
Arbeit ist eine Schinderei.
Kathrein nützt mir nichts,
Des Jensleins bin ich schon überdrüssig,
mit liebevollem Schmatz (smutz, bedeutet so viel wie Kuss)
gehör ich ganz allein dem Künzel aus dem edlen Zillertal.
Pfui doch, Gredelein!
Spinne, kehre, tu etwas Nützliches!
Hör auf, deinen Rock zu verrücken,
wenn du lockst, wirst du dich bald bücken!
Mädchen, vier Schock Kreuzer geb ich dir, wenn du einen anderen Mann nimmst.
Herrin, euer Schelten hilft doch nichts,
spinnen, kehren mag ich nicht.
Verpflichtet bin ich nur dem Künzelein,
denn er gehört mir.
Sein Leib bringt viele Freuden, danach sehnt sich meine Gier.
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